Flüchtlingsunterkunft Georg-Schwarz-Straße 31 bezogen

02.05.2014

Bildinhalt: Flüchtlingsunterkunft Georg-Schwarz-Straße 31 bezogen | Das Flüchtlingshaus in der GSS 31 / Foto: Enrico Engelhardt
Das Flüchtlingshaus in der GSS 31 / Foto: Enrico Engelhardt
 

Nach dem Stadratsbeschluss 2013 zur dezentralen Unterbringung wurde die Georg-Schwarz-Straße 31, ein Wohn- und Geshäftshaus, als Unterkunft hergerichtet.
Sogar ein Begegnungscafé wurde in einem Ladengeschäft eingerichtet.
Sebastian Hesse von mdr-Info war vor Ort und hat sich umgesehen:

Asylbewerberheime

Sich als richtiger Mensch fühlen

In den ersten drei Monaten dieses Jahres sind in Deutschland rund 33.000 Asylanträge gestellt worden. Das sind 72 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. So die aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.

Das kleine Ladencafé in der Leipziger Georg-Schwarz-Straße quillt aus allen Nähten: Wer zufällig vorbeischneit, dem fällt zunächst gar nicht auf, dass er sich in einem Asylbewerberheim befindet. Das ist das Konzept des Vereins PANDECHAION, - zu Deutsch "Herberge" -, der die Unterkunft im Auftrag der Stadt betreibt, sich möglichst homogen in den Stadtteil einfügen.

Größter Flüchtlingsanteil aus Syrien

Alexander Melzer vom Verein sagt: "Auch ein wichtiger Faktor ist das, was wir heute machen: So’n Treffen mit der Nachbarschaft, so’n Begegnungscafé. Einfach, dass es nicht immer so diese Inseln sind, wo Flüchtlingsunterkünfte so für sich vor sich hin leben. Sondern wo auch Begegnung stattfindet und Integration in den Stadtteil auch." 38 Flüchtlinge leben derzeit in dem Mehrfamilienhaus in Lindenau; die meisten von ihnen stammen aus den syrischen Bürgerkriegsgebieten.

Silvester kein Krieg

So, wie dieser Mann aus Homs, der vor fünf Monaten mit seiner Frau und seinen drei Kindern nach Leipzig kam. "Er meint, die Lage ist eigentlich verheerend. Die Leute verhungern. Es ist eine Katastrophe. Und das alles, weil wir Freiheit wollten." In Leipzig hat sich die Familie inzwischen gut eingelebt: Die Kinder gehen in der Nachbarschaft zur Schule und in die KiTa. "An Silvester hatten die alle Angst, als sie die Geräusche draußen auf der Straße gehört haben. Wegen der Böller. Sie haben mich gefragt: Was ist da draußen los? Weil sie sich an die Lage in Syrien erinnert haben. Ich habe ihnen gesagt, dass die Leute hier froh sind. Es gibt keinen Krieg draußen. Und dass alles gut ist." Aus Syrien stammt das mit Abstand größte Kontingent, gefolgt von Tschetschenien und Georgien.

"Ich lerne deutsch in der Volkshochschule. Deutsch, das ist für mich ganz neu; - eine ganz neue Sprache", sagt David aus Georgien, dessen Tochter ihn sprachlich längst abgehängt hat: Sie geht um die Ecke des Heimes zur Grundschule. "Sie sagt mir immer, dass ihre Lehrerin und ihr Lehrer sehr freundlich ist, ja."

Ins Gespräch kommen

Menschen wie David und seiner Familie begegnet man nicht einfach so: Man muss den Kontakt suchen. In dem Ladencafé geht das zwanglos, wie diese beiden jungen Frauen erfuhren, die in der Nähe wohnen und aus Neugierde vorbeikamen: "Das Konzept finde ich an sich super, weil ich auch gemerkt habe, obwohl ich direkt daneben wohne, dass ich wenig mitbekomme, wie es den Menschen geht. Wie die Reaktionen aus der Nachbarschaft sind." - "Ich find’s angenehm, weil’s so zwanglos ist. Man ist einfach da, nimmt sich seinen Kaffee und sein Stück Kuchen und dann gerät man so von allein ins Gespräch."

Leipzig bundesweit Vorreiter

Der Verein PANDECHAION achtet aber darauf, dass Begegnungen nicht auf das Café beschränkt bleiben, betont Melzer: "Wir haben jetzt verschiedene Stadtteilspaziergänge gemacht, wo dann Bewohner aus dem Haus einfach den Stadtteil kennenlernen. Wissen, was verbirgt sich hinter der Tür, was ist das für eine Werkstatt, was ist das für ein Laden." Mit diesem Ansatz ist Leipzig eine Art bundesweiter Vorreiter: Kleine Unterkünfte, um die jeweilige Nachbarschaft nicht zu überfordern und von Anfang an ein möglichst selbstverständliches und offenes Miteinander.

"Man kann hier sich als Mensch, als ein richtiger Mensch sich fühlen!"

Link zum Hörbeitrag.


Nachricht vom 02.05.2014
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