Diakonissenhaus startet in Jubiläumsjahr - 125 Jahre Bestehen sollen ihre Würdigung finden

12.01.2016

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Bereits am 29. Dezember 2015 berichtete Angelika Raulien in der LVZ ausführlich über Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Diakonissenkrankenhaues, das in diesem Jahr sein 125jähriges Bestehen feiert.

Diakonissenhaus startet in Jubiläumsjahr
125 Jahre Bestehen sollen 2016 ihre Würdigung finden
Zum Auftakt Festakt im Januar

Das Evangelisch-Lutherische Diakonissenhaus startet im Januar ins Jubiläumsjahr: 125 Jahre Bestehen sollen ihre Würdigung finden.

Die Geschichte des Hauses begann 1891. Da nahm Geheimrat und Superintendent D. Oskar Pank in der Thomaskirche die ersten acht Schwestern auf. Einzelne Gemeinden der Stadt betrieben damals bereits Pflegestationen, wo sich uneigennützig um Arme, Kranke und bedürftige Familien gekümmert wurde. Doch nun sollten sie endlich mit Diakonissen aus einem eigenen Mutterhaus besetzt werden. Bislang hatte man sich für all die Dienste immer welche aus Dresden „ausgeborgt“. Von den seinerzeit berufenen acht Damen wurden 1893 die ersten drei als Diakonissen eingesegnet. Was jedoch noch fehlte, war vor Ort ein „Stammsitz“.

1898 erfolgte dafür der erste Spatenstich – auf dem Areal zwischen Friedhof Lindenau und Gundorfer Straße. In Diakonissenhaus-Annalen findet sich der Vermerk, dass die „Stände des Landes“ diesen Bau mit 200 000 Mark finanzierten, ein Leipziger Ehepaar 100 000 Mark beisteuerte und eine Spendensammlung 98 000 Mark zeitigte. Am 1. Oktober 1900 konnten die Diakonissen ihr Mutterhaus beziehen. Um weitere Schwestern ausbilden zu können, wurde daneben gleich noch ein Krankenhaus gebaut, das noch im gleichen Monat mit 76 chirurgischen und 24 internistischen Betten an den Start ging. Und im Ersten Weltkrieg erstmal zum Lazarett umfunktioniert wurde.

Immerhin: Die Anzahl der Diakonissen wuchs. Um 1930 waren es bereits 260. Die meisten von ihnen bewerkstelligten den Krankenhausbetrieb. Doch der Rest wirkte unter anderem in mittlerweile 66 Gemeindeschwesternstationen in Leipzig und Umgebung, im Vogtland und im Muldental. Ebenso arbeiteten sie in der messestädtischen Uni-Augenklinik und den Kliniken von Borna, Colditz, Döbeln, Grimma, Hartmannsdorf, Mügeln, Rochlitz, Waldheim und Zschopau. Überdies waren 22 Pflegehäuser und Kinderheime mit Leipzigs Diakonissen besetzt.

Während Leipzigs Diakonissenkrankenhaus dann 1925 als Krankenpflegeausbildungsstätte staatlich anerkannt wurde und 1928 noch eine größere Poliklinik erhielt, in der man Patienten übrigens gratis behandelte, stand einige Jahre später erneut eine Katastrophe ins Haus: der Zweite Weltkrieg. Wieder einmal wurde es Lazarett. Schon am 18. September 1939 trafen 226 Verwundete aus Polen ein.

Modernes Medizinzentrum entwickelt

Zu DDR-Zeiten – so resümierte es der frühere Theologische Geschäftsführer Pfarrer Christoph Runne – sei es vor allem darum gegangen, Bestehendes zu erhalten. Investitionen habe es staatlicherseits nicht gegeben. Nötige bauliche sowie medizin-technische Erneuerungen seien meist durch Spenden westdeutscher Schwestern und Brüder verwirklicht worden. Immerhin: 1954 konnte ein neues OP- und Röntgengebäude eingeweiht werden, 1983 wurde die Poliklinik saniert, 1988 das OP-Objekt erweitert.

Erbe wird weiter getragen

Heute hat die Klinik an der Georg-Schwarz-Straße 49 nicht nur frische Tünche auf den denkmalgeschützt sanierten, alten Fassaden. In der früheren Ambulanz arbeiten niedergelassene Ärzte verschiedener Disziplinen. Sie ergänzen das stationäre Versorgungsangebot, das weitgehend im Neubaukomplex dahinter untergebracht ist. Allein im Vorjahr wurden in dem mittlerweile zum modernen medizinischen Zentrum mutierten Diakonissenkrankenhaus, das inzwischen zur Edia.con-Unternehmensgruppe gehört, 13 300 Patienten stationär betreut. Die Notaufnahme – die einzige im Leipziger Westen – zählt jährlich sogar um die 24 000 Patienten. Und zum alten Diakonissenhaus-Areal gesellten sich inzwischen Einrichtungen wie das Betreute Wohnen, die ökumenische Sozialstation mit ihrer Kurzzeitpflege sowie die Ausbildung im Krankenhaus plus ein Alten- und Pflegeheim sowie eine Kita.

Und die Diakonissen selbst? 1977 war vor Ort die letzte Diakonisse eingesegnet worden. Mit Maria Wermuth schied im Sommer 2014 die letzte noch berufstätige Schwester aus. Sie und acht weitere Ruheständlerinnen würden noch je nach gesundheitlichem Vermögen hier und da kleine Dienste verrichten, wie Krankenhaus-Geschäftsführer Pfarrer Michael Kühne erzählt. „Die Gesellschaft hat sich gewandelt“, konstatiert er. Nachwuchs in der grauen Schwesterntracht sei nicht in Sicht. „Doch wir werden das Lebenskonzept der Diakonissen – den kirchlich-diakonischen Ansatz füreinander da zu sein, für eine Aufgabe einzustehen – hier auch weiterhin leben“, versichert Kühne. Unter der Überschrift werde auch das Jahr 2016 im Hause stehen: „Wir nennen es nicht Jubiläumsjahr. Wir nennen es Dank- und Denkjahr“, sagt er. „Wir wollen dankbar sein für den Segen, der durch die Diakonissen in 125 Jahren für Menschen erwirkt wurde und schauen, wie unter heutigen neuen Verhältnissen ihr Erbe weiter getragen werden kann.“

Reihe von Veranstaltungen geplant

Übers Jahr hinweg würden sich beispielsweise öffentliche Vortrags- und Gesprächsabende jener Thematik zuwenden. Und wenn zum Januarende ein zentrales Festwochenende angesagt ist, gebe es jeweils zum Auftakt und zum Abschluss eine Extra-Veranstaltung nur für die Schwesternschaft und jene, die sich der diakonischen Gemeinschaft zugehörig fühlten. Für den 30. Januar ist ein öffentlicher Festakt angesagt, für den 31. Januar wird zum Festgottesdienst mit dem Landesbischof eingeladen. Laut Kühne steht auch schon der Termin „3. September“ für ein großes Mitarbeiterfest nebst Tag der offenen Tür fest. Zudem werde gerade an einer Ausstellung „125 Jahre Diakonissenhaus“ gearbeitet. Jeder, der dazu Bilder, Dokumente oder andere Zeitzeugnisse beisteuern kann, löse da Freude aus (Bitte an maria.wermuth@ediacon.de, oder den Ev.-Luth. Diakonissenhaus Leipzig e.V., PF 350354, 04165 Leipzig).


Nachricht vom 12.01.2016
Autor: Roman Grabolle