Linken-Stadtrat vermisst Lobby für Nahverkehr

22.08.2014

Bildinhalt: Linken-Stadtrat vermisst Lobby für Nahverkehr | ÖPNV im Leutzscher Abschnitt der Georg-Schwarz-Straße / Foto: Enrico Engelhardt
ÖPNV im Leutzscher Abschnitt der Georg-Schwarz-Straße / Foto: Enrico Engelhardt
 

Ausbau des Radwegenetzes führt immer öfter zu Behinderungen von Straßenbahnen und Fußgängern

In der Debatte um Benachteiligungen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Leipzig als eine Folge des Ausbaus des Radwegenetzes hat Linken-Stadtrat Jens Herrmann-Kambach eine "ausgewogenere Verkehrspolitik" gefordert. Es gebe mittlerweile mit dem Radverkehrsbeauftragten der Stadt und dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club eine Lobby für den Radverkehr, mit dem Wirtschaftsdezernat, der Industrie- und Handelskammer und dem ADAC eine Interessenvertretung der Autofahrer. "Eine wirklich starke Lobby für den ÖPNV und den Fußgängerverkehr scheint es jedoch in dieser Stadt nicht zu geben", kritisiert Herrmann-Kambach.

Als aktuelles Beispiel nennt er die Planungen zum Umbau der Georg-Schwarz-Straße zwischen Leutzscher Rathaus und Böhlitz-Ehrenberg. Radweg und Parkplätze gingen zu Lasten des Fußweges und des Nahverkehrs. "Auch an anderen Stellen im Stadtgebiet hat man das Gefühl", so Herrmann-Kambach, "dass dem ruhenden Verkehr und dem Radverkehr Vorrang vor dem Fußgängerverkehr und dem ÖPNV eingeräumt wird." Diese Verkehrspolitik habe weitreichende Auswirkungen, warnte er. Fußwege würden immer weniger als attraktive Aufenthaltsräume wahrgenommen. Die ÖPNV werde zunehmend langsamer, "was mit einer Steigerung der Betriebskosten verbunden ist".

Kritisch sieht der verkehrspolitische Sprecher der Linksfraktion auch die Situation in Teilen der Georg-Schumann-Straße, vor allem zwischen Chausseehaus und Lützowstraße. Von der vierspurigen Trasse sind über weite Teile zwei Fahrspuren zugunsten von Radwegen und Parkstreifen reduziert worden. Die Folge: Bahnen und Autos müssen sich eine Spur teilen. Im Frühsommer sei dem Stadtrat auch auf Druck der Linksfraktion ein Bericht zur Wirksamkeit dieser Markierung vorgelegt worden. "Darin wurde bestätigt", so Herrmann-Kambach, "dass die Straßenbahn hier behindert wird. Leider wurde bis heute die vorhandene Markierung nicht angepasst."
Dass ausgerechnet die CDU jetzt Benachteiligungen des ÖPNV kritisiert, empfindet er als unsachlich. In der Georg-Schumann-Straße sei die Neuaufteilung des Straßenraums doch erst auf Antrag der CDU-Fraktion erfolgt, erinnert der Linken-Stadtrat.

Text von K. S.

Leipziger Volkszeitung, vom 22. 08. 2014


Nachricht vom 22.08.2014
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