Danke, Frau Grundmann

02.12.2013

Bildinhalt: Danke, Frau Grundmann  | Montag verleiht der  Bundespräsident Frau Grundmann das Bundesverdienstkreuz. Foto: André Kempner
Montag verleiht der Bundespräsident Frau Grundmann das Bundesverdienstkreuz. Foto: André Kempner
 

Leutzscherin erhält das Bundesverdienstkreuz für ihre Hilfe in Sachen Schlaganfall

Dagmar Grundmann hat sich nach einem Schlaganfall 1993 ihr Leben zurückgeholt. Vier Jahre später brachte die heute 66-jährige Leutzscherin eine Selbsthilfegruppe mit auf den Weg und zeigt Betroffenen seitdem, wie das geht - trotz derartiger Rückschläge nicht aufzugeben. Dem Staat ist Grundmanns Lebenswerk ein Bundesverdienstkreuz wert. Deswegen hat sie am Montag eine Verabredung mit Joachim Gauck in Berlin.

Dagmar Grundmann erzählt ohne Hast, ohne blumige Worte. Sie spricht einfach. Von ihrer eigenen Geschichte, in der sich so viele Menschen wiederfinden, dass Grundmanns Selbsthilfegruppe für Menschen mit erlittenen Hirnschäden durch Schlaganfall oder Unfall gegenwärtig 40 Mitglieder zählt. "Das Schöne ist, dass es weitergeht", sagt sie. "Ein Schlaganfall ist kein Husten, aber es ist nicht so, dass das Leben aufhört." Nach 16 Jahren Gesprächen hat Dagmar Grundmann festgestellt: Die größte Schwierigkeit für Betroffene besteht darin zu akzeptieren, dass nicht mehr alles so läuft wie bisher. Sie versteht es, den Menschen dann Mut zu machen, zu zeigen, "dass man im Leben stehen kann". Und es noch Qualität dabei gibt. Sonst würde sie wahrscheinlich nicht bei jedem Heimspiel die Damen des Handball-Clubs Leipzig (HCL) in der Arena anfeuern.

Leopold Grundmann, Dagmars Mann und Vater ihrer beiden Söhne, weiß, weshalb die Selbsthilfegruppe seiner Frau so frequentiert ist, nicht nur Zulauf aus der Stadt, sondern auch aus dem Landkreis hat: Dagmar Grundmann ist glaubwürdig. "Sie war total betroffen", sagt der 73-Jährige, "das sieht man ihr heute nicht mehr an." Die linke Körperhälfte seiner Frau war vor rund 20 Jahren komplett gelähmt, sie hatte ihr Augenlicht und die Sprache zum Teil verloren, musste vieles wieder neu lernen.
Während der Reha in der Tagesklinik für kognitive Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) 1996/1997 fand sich Dagmar Grundmann mit anderen Patienten zusammen, die ihr Schicksal teilten. Unter Beteiligung eines UKL-Psychologen entwickelte sich dann der Setzling für die heutige Selbsthilfegruppe, "damit wir uns und anderen mit unseren Erfahrungen weiter helfen können", erinnert sich Dagmar Grundmann, die kurz davor steht, den Staffelstab an die nächste Generation weiterzureichen. Am 9. Dezember soll in der Selbsthilfegruppe der formelle Beschluss dazu fallen, dass künftig zwei Nachfolger sowohl Organisation als auch Durchführung der Treffen in die Hände nehmen. "Um die Finanzen werde ich mich weiter kümmern", sagt die diplomierte Ökonomin, während Leo Grundmann lächelnd ergänzt: "Sie kann da nicht loslassen." Immerhin war er es neben den Gruppenmitgliedern, der seine Frau für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen hat. Die Leipziger Selbsthilfekontakt- und Informationsstelle (SKIS) sowie die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe verliehen der Anregung Nachdruck.

Zusammen mit 25 weiteren Ehrenamtlern aus ganz Deutschland findet sich Dagmar Grundmann Anfang kommender Woche also beim Bundespräsidenten wieder, um als Vertreterin für Sachsen und ihren Verdienst ausgezeichnet zu werden. Große Worte braucht sie dafür nicht, drei reichen ihr: "Ich freue mich."

Text von Felix Kretz

Leipziger Volkszeitung, vom 30. 11. 2013

Weitere Infos: Kontakt zur Selbsthilfegruppe unter der Telefonnummer 0341 4426298 oder per E-Mail an grundmann-leo-dagmar@live.de


Nachricht vom 02.12.2013
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